Niederkasseler Fachtag: „Schulabsentismus und psychische Erkrankungen“ stößt auf großes Interesse
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Niederkasseler Fachtag: „Schulabsentismus und psychische Erkrankungen“ stößt auf großes Interesse

Weiterarbeit ist erforderlich

Am 15.01.2025 fand ein großer Fachtag: Schulabsentismus und psychische Erkrankungen in der Alfred- Delp- Realschule statt. Eine Vorbereitungsgruppe, die sich aus Schulleitung, Schulpsychologie, Schulsozialarbeit, aus Mitarbeitenden der CJG St. Ansgar und dem Fachbereich Jugend zusammensetzte, hatte die Veranstaltung initiiert und konzipiert. Sie war auf regional und überregional großes Interesse gestoßen.

Nach einem Grußwort von Bürgermeister Matthias Großgarten folgte ein Fachvortrag von Herrn Prof. Dr. rer. medic. Daniel Walter (Uni- Klinik Köln, AKiP Köln), zum Thema. In komplexer Weise legte er die Zusammenhänge zwischen der Zunahme psychischer Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen und dem Anstieg der Fälle von Schulabsentismus offen. Obwohl es an der exakten Erfassung von Schulabsenz in Deutschland mangele, gehe man derzeit davon aus, dass 5- 10% der Schülerschaft betroffen sei. Auf die fatalen Folgen von Schulabsenz für die Bildungsbiographie von Schülerinnen und Schülern hatte bereits Bürgermeister Grossgarten in seinen einleitenden Worten hingewiesen. Herr Prof. Dr. Walter fächerte die Vielfalt der Ursachen für Schulabsentismus sowie die differenzierten Behandlungsmöglichkeiten auf.

Unabhängig von individuellen Ursachen lässt sich aber – so sein Fazit – festhalten: 

Die Reintegration von Schüler/innen in den Schulalltag bedarf einer klaren Analyse angstauslösender Situationen. „Flucht“ im Sinne von Schul­vermeidung, verstärkt z.B. durch lange Krankschreibungen, ist grundsätzlich kontrapro­duktiv. Welches Maß an Konfrontation sinnvoll ist, um Schüler/innen langfristig dabei zu unterstützen, ihre Angst zu überwinden und damit wieder positive Erfahrun­gen in Schule und bezüglich der eigenen Bewältigungskompetenzen zu machen, kann individuell stark variieren. Wichtig ist, begleitende, passgenaue Unterstützungsmöglichkeiten aus Jugend und- Gesundheitshilfe parallel mit Jugendlichen, Eltern und Schule auszuloten. Je länger Schüler/innen ein Vermeidungsverhalten in Bezug auf die Schule zei­gen, desto schwieriger ist es, den Schulbesuch wieder aufzunehmen und sich den Ängsten zu stellen. Dem Schulabsentismus sollte also so früh wie möglich begegnet werden, um zu ver­hindern, dass sich die Situation verhärtet.

Damit sichtbar wird, ob Schüler/innen regelmäßig fehlen, bedarf es eines verbindlichen, möglichst digital gestützten Fehlstundenmonitorings, enger und zeitlich getakteter Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule und nicht zuletzt einer strukturierten Kooperation zwischen den vielen Akteuren und Stellen, die im Rahmen des Schulabsentismus involviert sind.

Im 2. Teil der Veranstaltung diskutierten die Teilnehmer/innen aus Schule, Schulaufsicht, Jugendhilfe und Beratungsdiensten in moderierten, interdisziplinären Tischgruppen, Lösungsansätze an Hand von typischen Fallverläufen. Diese Arbeit hat das Verständnis für die komplexen Anforderungen an die Fachkräfte im Zusammenhang mit Schulabsentismus noch einmal praktisch erlebbar gemacht. 

Schulabsentismus ist ein zunehmend brisanter werdendes Thema. Es als „Randphänomen“ zu betrachten, wäre gerade im Hinblick auf die fatalen bildungsbiographischen Konsequenzen, ein großer Fehler. Bei allen Teilnehmenden an der Fachveranstaltung wuchs die Erkenntnis: Eine Weiterarbeit und Systematisierung der Vorgehensweise in diesem komplexen Kontext, ist geboten. Zudem braucht es Formate und Veranstaltungen, die betroffene Eltern im Umgang mit ihren schulabsenten Kindern und Jugendlichen unterstützen und stabilisieren.

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