Die Verwaltung der Stadt Niederkassel informiert über den baulichen Zustand des Hallenbades – Bürgerbeteiligung zur Zukunft des Bades gestartet
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Die Verwaltung der Stadt Niederkassel informiert über den baulichen Zustand des Hallenbades – Bürgerbeteiligung zur Zukunft des Bades gestartet

Im Rahmen einer Bürgerinformationsveranstaltung am 12. Juni 2025 informierte die Stadt Niederkassel umfassend über den baulichen und technischen Zustand des städtischen Hallenbades. Die Veranstaltung fand um 17 Uhr in der Rotunde der Gesamtschule Niederkassel statt.

Bürgermeister Matthias Großgarten eröffnete die Veranstaltung mit einer Einführung in die bisherige politische Diskussion rund um das Helmut-Loos-Bad. Er betonte, dass die baulichen Herausforderungen des Gebäudes bereits seit längerem in den politischen Gremien beraten werden. Nun solle auch die Bürgerschaft in die Entscheidungsfindung einbezogen werden.

Im Anschluss erläuterte René Böhmer, Fachbereichsleiter Hochbau und Gebäudewirtschaft, ausführlich den baulichen Hintergrund und machte deutlich, warum eine jederzeitige Schließung des Hallenbades nicht ausgeschlossen werden kann.

Deutliche Mängel trotz gepflegtem Erscheinungsbild

Während das Bad für Besucherinnen und Besucher auf den ersten Blick einen ordentlichen und gepflegten Eindruck macht, zeigt sich insbesondere im Untergeschoss ein anderes Bild: Die gesamte Gebäudetechnik ist stark veraltet. Chlorhaltiges Wasser hat über viele Jahre hinweg die technischen Anlagen und auch die Betonstruktur des Schwimmbeckens angegriffen. Viele technische Bauteile befinden sich über ihre ursprünglich vorgesehene Nutzungsdauer hinaus im Einsatz – ein Ausfall wesentlicher Komponenten ist daher jederzeit möglich. In der Folge könnte es zu einer plötzlichen und längeren Schließung des Bades kommen.

Gebäudegeschichte und Sanierungsversuche

Das Helmut-Loos-Bad wurde 1969 errichtet und ist baulich sowie technisch mit der benachbarten Einfeldsporthalle an der Berliner Straße verbunden. Dies hat zur Folge, dass die Einfeldsporthalle bei jeglicher Entscheidungsfindung zu berücksichtigen ist.     

Im Jahr 2000 erfolgte eine grundlegende, jedoch nicht vollumfängliche Sanierung. In diesem Zuge wurde das Bad um einen seitlichen und rückwärtigen „Wintergartenanbau“ für ein Kleinkinderbecken und einen Ruheraum erweitert.

Wesentliche technische Bestandteile wie Elektro-, Wasser- und Abwasserleitungen wurden jedoch nicht erneuert und stammen größtenteils noch aus dem Ursprungsbaujahr. 2017 wurde eine neue Lüftungsanlage installiert; zuvor war diese im Untergeschoss untergebracht.

Technische Defizite und Sanierungsbedarf

Zahlreiche technische Bauteile des Helmut-Loos-Bades sind mittlerweile stark verschlissen und fehleranfällig. Immer wieder kommt es zu Undichtigkeiten – insbesondere bei den Abwasserleitungen, den Abläufen in den Duschbereichen sowie im Bereich des Schwimmbeckens selbst. In der Vergangenheit wurden diese Mängel punktuell behoben, etwa durch Reparaturen oder den teilweisen Austausch einzelner Leitungen. Mittlerweile ist jedoch eine vollständige Erneuerung der Systeme erforderlich. Die Aufbereitung des Duschwassers funktioniert nur noch eingeschränkt. Auch die zentrale Wasseraufbereitungsanlage des Schwimmbeckens selbst ist technisch veraltet.

Die Undichtigkeiten des Schwimmbeckens sind vor allem auf die baubedingten Spannungen zurückzuführen. Das Schwimmbecken selbst steht als eigenständiges Bauteil auf Betonstützen und ist nur über elastische Fugen mit den angrenzenden Bauteilen verbunden. Spannungen und Bewegungen der Bauteile führen regelmäßig zum Aufreißen der elastischen Fugen rund um das Schwimmbecken. Hierdurch gelangt Wasser in den darunterliegenden Technikbereich, was die Bausubstanz zusätzlich belastet.

Zudem zeigen sich insbesondere im Bereich des Schwimmbeckens Schäden am Beton: Das chlorhaltige Wasser hat über viele Jahre hinweg den Beton angegriffen. Eine umfassende Betonsanierung und Ertüchtigung sind notwendig, jedoch im laufenden Betrieb nicht möglich. Für diese „groben“ Arbeiten müssen die alten Rohrleitungen demontiert sein. Dies betreffen auch die Wasseraufbereitungsanlage und andere technische Anlagen unterhalb der Schwimmhalle, wodurch eine umfassende Sanierung eingeleitet würde.

 „Wir halten den Betrieb noch aufrecht“, so René Böhmer. „Ein plötzlicher Ausfall einzelner Komponenten ist jedoch jederzeit möglich.“

Seit 2018 wurden daher mehrere Gutachten eingeholt, unter anderem zur Tragfähigkeit der Bausubstanz und zur Abdichtung des Beckens. Eine ursprünglich eingeplante Rückstellung in Höhe von zwei Millionen Euro erwies sich schnell als unzureichend. 2023 wurde das auf Schwimmbäder spezialisierte Büro Krieger Architekten mit einer umfangreichen Bestandsbewertung beauftragt.

Sanierung möglich – aber teuer

Das Ergebnis der etwa 100 Seiten starken Analyse: Das Gebäude ist grundsätzlich sanierungsfähig. Allerdings ist der Aufwand dafür erheblich, denn nahezu alle Bauteile und technischen Anlagen haben ihre theoretische Lebensdauer überschritten.

Das Büro Krieger Architekten zeigte in diesem Zusammenhang auch eine erste Kostenorientierung für eine mögliche Kernsanierung auf. Diese dient jedoch lediglich der Orientierung und basiert nicht auf einer konkreten Planung. Entsprechend sind größere Abweichungen nicht auszuschließen. Ein hypothetisch betrachteter Neubau – angelehnt an die Kubatur des bestehenden Gebäudes – käme sogar noch teurer, insbesondere unter Berücksichtigung zusätzlicher Bedarfe und offener Grundstücksfragen.

Finanzlage begrenzt Handlungsspielräume

Ein wesentliches Hindernis für eine baldige Entscheidung stellt die angespannte Haushaltslage dar: Die Stadt Niederkassel befindet sich weiterhin in der Haushaltssicherung. Ein Sanierungs- oder Neubauprojekt im zweistelligen Millionenbereich kann unter diesen Bedingungen kaum realisiert werden. Bürgermeister Großgarten wies darauf hin, dass – sollte es zu einer Umsetzung kommen – jedem klar sein müsse, dass eine Erhöhung der Grundsteuer ein Teil der Diskussion sein müsse. Es ginge darum zu entscheiden, welchen Wert ein  Schwimmbad in Niederkassel für die Niederkasselerinnen und  Niederkasseler habe.

Bürgerschaft zeigt großes Interesse

In der anschließenden Frage-Antwort-Runde äußerten viele Bürgerinnen und Bürger ihr Interesse und ihre Sorge. Besonders betont wurde die Bedeutung des Hallenbades für Kinder, Familien, Seniorinnen und Senioren sowie für den Schulsport. Das Schwimmenlernen sowie die gesundheitliche Nutzung wurden als elementare Bestandteile der städtischen Infrastruktur hervorgehoben. Die Anwesenden lobten die Offenheit der Verwaltung und die transparente Aufbereitung der Informationen sowie die Einbeziehung der Öffentlichkeit.

Bürgermeister Großgarten kündigte an, dass die nächsten – vorbereitenden – Schritte nun gemeinsam mit der Politik beraten werden. Dem Anschließen sollen sich weitere Informations- und Beteiligungsmöglichkeiten für die Bevölkerung folgen, wo es auch darum gehen soll, eigenen Ideen einzubringen.

Haben Sie Interesse zukünftig mitzudiskutieren und wünschen eine Information seitens der Stadt sobald dies möglich ist, dann melden Sie sich hier: https://www.niederkassel.de/newsletter-hallenbad

Personalengpässe sorgen darüber hinaus für Probleme

Bürgermeister Großgarten wies zusätzlich darauf hin, dass Personalengpässe im Bereich der Fachkräfte für den Badbetrieb weitere Einschränkungen des Betriebes, insb. für das Öffentlichkeitsschwimmen bedeuten werden. Man suche aktuell nach Ersatz, könne aber nicht sicher sagen wann und ob Personal gefunden werden könne.

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