Familien-, Ehe und Lebensberatung in Zeiten von Corona
Interview mit den Beraterinnen der Familien-, Ehe- und Lebensberatungsstelle
Als Beratungsstelle für Familien, Paare, Kinder und Jugendliche sind Sie aktuell sicherlich besonders gefordert. Mit welchen Anliegen treten die Menschen an Sie heran?
Die Anmeldegründe betreffen ein weites Spektrum. Da sind Familien, die sich miteinander unwohl fühlen. Kinder und Jugendliche, die Schwierigkeiten im sozialen Miteinander mit Gleichaltrigen, in der Familie oder in der Schule haben. Paare melden sich an, weil sie merken, dass sie an ihrer Kommunikation arbeiten wollen, und die sich fragen, ob ihre Liebe noch Bestand hat. Auch Eltern, die von einer Trennung betroffen sind, suchen Unterstützung, um als getrenntlebende Eltern gut für ihre gemeinsamen Kinder sorgen zu können.
Was verändert der Corona Lock down für diese Klienten*innen?
Die persönlichen Anmeldegründe verschwinden ja leider mit dem Lock down nicht. Im Gegenteil, für viele verstärkt sich die persönliche Notlage noch. Es treten vermehrt Ängste und depressive Stimmungen auf. Kinder und Jugendliche müssen mit dem Homeschooling zurechtkommen. Sie vermissen ihre Freunde und wissen zum Teil nicht, wie sie sich beschäftigen können. Vereinsangebote finden nicht statt und zuhause fällt vielen dann die Decke auf den Kopf. Viele Familien haben finanzielle Sorgen. Auch die Erwachsenen leiden unter den Kontaktbeschränkungen. Junge Erwachsene, denen in normalen Zeiten die Welt offen steht für Reisen, Ausbildung, Studium, fühlen sich zum Teil orientierungs- und perspektivlos. Wenn in dieser Situation Beziehungen in der Kernfamilie schwierig sind, wird die Situation für alle Beteiligten schnell zur hoch emotionalen Belastung.
Gibt es Zielgruppen, die Sie besonders in den Blick nehmen müssen?
Unsere Erfahrung zeigt, dass die Pandemie vor keiner Zielgruppe Halt macht. Alle individuellen Situationen verdienen unsere Beachtung. Egal ob Kleinkinder darunter leiden, dass sie den Kontakt zu den geliebten Großeltern einschränken müssen oder ob Jugendliche in ihren Zimmern vor ihren PCs oder Konsolen verschwinden. Familien benötigen in dieser Zeit auf allen Ebenen Unterstützung. Da wir auch eine Lebensberatungsstelle sind, freuen wir uns sehr, dass unser Angebot auch für Alleinstehende gilt. Denn natürlich sind sie ebenfalls von den harten Lock down Maßnahmen betroffen. Arbeitslosigkeit, fehlende soziale Kontakte, Einsamkeit sind große Belastungen.
Wie gelingt Ihnen die Fortführung von Beratungsangeboten?
Darüber haben wir uns seit dem Beginn der Pandemie viele Gedanken gemacht. Im Frühling 2020 hatten wir großes Glück mit dem Wetter, dass wir spontan die Beratungen bei Spaziergängen angeboten haben. Viele Klient*innen haben uns positive Rückmeldungen dazu gegeben. Bei vielen setzt die Bewegung neue Gedankengänge frei, so dass Ideen zu Problemlösungen entstehen können. Jetzt im Winter ist das nicht für alle eine gute Option. Wir sind sehr begeistert, dass wir nun Beratung per Video anbieten können. Wir nutzen eine datengeschützte Plattform „Niederkassel Live“ und laden alle Klient*innen dazu ein, dieses Angebot zu nutzen. Da natürlich nicht alle Menschen die digitalen Möglichkeiten zur Verfügung haben, bieten wir weiterhin auch Präsenzberatung an. Wir haben in unserer Familien-, Ehe- und Lebensberatungsstelle einen größeren Gruppenraum, der uns ausreichend Platz und Lüftung bietet. Auch ein Gespräch per Telefon kann schon große Entlastung bringen. Unter 02208/73774-5 sind wir erreichbar.